Nur noch je acht statt zehn Gewichtsklassen pro Geschlecht – das waren die Pläne des Internationalen Gewichtheberverbandes (IWF) bei Wettkämpfen wie zum Beispiel den Weltmeisterschaften. Während eines mehrwöchigen Zeitraums hatte eine ausgewählte Gruppe um Sam Coffa, Vorsitzender des Technischen Komitees des IWF, diese Änderungen auf Anweisung des IWF-Generalsekretärs Mohamed Jaloud ausgearbeitet. Ziel dieser sei es, die Dauer der Wettbewerbe zu verkürzen.
Diese umstrittenen Pläne stießen bei der Athletenkommission des IWF allerdings auf großen Widerstand. Die Athletenkommission um Vorsitzende Sarah Davies war in dieser ausgewählten Gruppe nicht vertreten und tat dementsprechend ihrem Unmut kund. Mit Erfolg – die Pläne wurden erst einmal fallen gelassen.
Nur noch zehn Medaillenwettbewerbe in Paris
Die Pläne sahen vor, bei Wettkämpfen nur noch diese acht statt zuvor zehn Gewichtsklassen anzubieten.
58 kg, 65kg, 72 kg, 82kg, 92 kg, 101kg, 109 kg und +109 kg für die Männer
und 50 kg, 54kg, 58 kg, 65kg, 71 kg, 79kg, 85 kg und +85 kg für die Frauen.
Je fünf der acht Gewichtsklassen wurden in den Plänen von der Gruppe um Coffa für die Olympischen Spiele in Paris 2024 vorgeschlagen 58 kg, 72 kg, 92 kg, 109 kg und +109 kg für Männer und 50 kg, 58 kg, 71 kg, 85 kg und +85 kg für Frauen. Diese Reduzierung sei für die Olympischen Spiele unvermeidlich, da das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Athletenanzahl für Paris 2024 auf 120 Athleten mit zehn Medaillenwettbewerben gesenkt hat. Dies stellt einen weiteren starken Rückgang der Athletenzahlen von 260 in Rio 2016 und 196 in Tokio dieses Jahr dar.
„Wir müssen die zehn Gewichtsklassen beibehalten“
Während die Gruppe um Sam Coffa in einer Reduzierung der Gewichtsklassen nur Vorteile, wie eine Verkürzung der Dauer der Wettbewerbe, sieht, stellt diese vorgeschlagene Änderung für Davies klare Nachteile dar. Die Idee, die Anzahl der Medaillenwettbewerbe bei den Weltmeisterschaften zu reduzieren, benachteilige die Athleten und wäre zudem ein schlechter Schritt für den Sport. Gegenüber „insidethegames“ macht die Gewichtheberin aus Großbritannien deutlich, dass die jeweils zehn Gewichtsklassen pro Geschlecht unbedingt beibehalten werden müssen.
„Der Sport wächst und es geht nicht nur um die Olympischen Spiele und die Weltmeisterschaften, sondern auch um kontinentale, nationale Meisterschaften bis hin zu regionalen Wettbewerben. Wenn man die Zahl der Gewichtsklassen reduziert, sinkt auch die Beteiligung.“
Ihre Äußerungen zeigten zum Glück Wirkung – die Pläne wurden erst einmal fallen gelassen. Dennoch stellte sich die Frage, weshalb diese ausgewählte Gruppe um Sam Coffa, diese neuen Kategorien ohne die Anwesenheit der Athleten beschloss. Die Diskussion darüber hatte wohl bereits kurz nach dem Ende der Olympischen Spiele in Tokyo begonnen.
Erst vor knapp einer Woche war Davies vom Technischen Komitee des IWF zu einer Sitzung eingeladen worden. Kurz zuvor, am 31. Oktober, war die Athletenkommission erstmals über die Pläne von einer Reduzierung der Gewichtsklassen unterrichtet worden. In einem darauffolgenden Brief von Davies an den IWF-Vorstand wird die Britin dann mehr als deutlich. „Für die Zukunft wird darum gebeten, dass der Vorsitzende der Athletenkommission (ob ich oder jemand anderes) in die ersten Diskussionen über alle Fragen einbezogen wird, denen die Athletenkommission zustimmen muss.“
Und darum wird der IWF-Vorstand ab Dezember zum Glück nur noch schwer herumgekommen. Nach dem IWF-Wahlkongress werden drei Athletenmitglieder Teil des Exekutivausschusses sein, sodass die Athleten von Beginn an, an solchen Diskussionen teilnehmen werden.
Eine Entscheidung über eine Änderung bzw. Reduzierung der Gewichtsklassen soll demnach erst nach den Wahlen im Dezember gefällt werden. Davies hat mit ihren Äußerungen bei der Sitzung vor knapp einer Woche erreicht, dass nun eine Arbeitsgruppe eingesetzt wird, die diese Entscheidung vorbereiten soll. Davies besitzt nun einen Sitz in dieser Arbeitsgruppe, die für das IOC aus den bestehenden je zehn Gewichtsklassen fünf für die Olympischen Spiele in Tokyo auswählen soll.
Eine endgültige Entscheidung wird es aber wohl erst im Dezember geben, wenn nach den Weltmeisterschaften in Taschkent, Usbekistan (7. bis 17. Dezember) die Athletenkommission gewählt wird und darauffolgend am 20. und 21. Dezember der IWF-Wahlkongress stattfindet.